Römische Mythologie

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Die ‚Römische Mythologie‘ befasst sich mit den Mythen, Sagen und Legenden der antiken römischen Welt der Götter und Helden. Die ursprüngliche römische Bauernreligion wurde hauptsächlich von Verkörperungen der Natur und von Naturereignissen beherrscht (z. B. Tellus = Erde, Ops = Ernte, Ceres = Feldfrüchte). Unter dem Einfluss der Etrusker begannen die Römer ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. die Götterwelt der Griechen einzuführen. So gleichen sich viele Figuren des römischen Götterhimmels mit denen der griechischen Mythologie. Ungeachtet dessen ist die römische Mythologie nicht so stark wie die griechische mit Göttern und Helden bevölkert. Die Gleichstellung fremder Götter mit den eigenen, die „Interpretatio Romana“, wurde zum charakterischtischen Merkmal des römischen Umgangs mit fremden Kulturen und Religionen.

Götterhimmel

Der römische Götterhimmel der seinen Sitz im Gebirge des Olymp hatte, war sehr üppig und enthielt neben Göttern auch Geisterwesen und Verkörperungen unterschiedlicher Art. Hinzu kamen noch Gottheiten aus den verschiedenen Provinzen, welche zusätlich verehrt wurden.

Die Römer hatten große Furcht dafor, einen Gott zu vergessen und sich seinen Zorn einzuhandeln. So verehrten sie die neuen Götter, was der Historiker Cincius Alimentus zu folgender Anmerkung veranlasste:

Zitat: “Die Römer pflegten den Götterglauben der unterworfenen Städte teils privat in den Familien zu verbreiten, teils zum Staatskult zu erheben. Damit nicht einer der Götter aufgrund der Zahl oder, weil er unbekannt wäre, übergangen würde, wurden sie kurzerhand alle zusammengefasst und mit dem einen und gleichen Namen ‚Novensiles‘ bezeichnet“


Andere römische Historiker stellten diese Herleitung von dem Wort „novus“ infrage und legten das Wort „novem“ ihrer Erklärung zu Grunde:

Es habe sich um neun Götter oder neun Musen gehandelt

Die Götter waren nur Erscheinungen, ohne Gesichter und ohne Form, dennoch sehr mächtig. Erst durch den Einfluss der Etrusker und der Griechen bekamen die Götter menschliche Gestalt.

Die meisten Götter sind mindestens so alt wie die Stadt Rom selbst, doch die Römer haben die Götter von den Griechen übernommen und ihnen nur römische Namen verpasst.

Die Römer selbst gliederten die Götter in große und kleinere Gottheiten, welche die Wichtigkeit und den Umfang der Verehrung aufzeigt.

Die zwölf Götter

Besonders verehrt wurden die zwölf Götter. Zu ihren Ehren gab es auf dem Forum Romanum einen gemeinsamen Tempel, die Porticus Deorum Consentium. Die Etrusker verehrten eine Zwölfzahl von obersten Göttern, bestimmt wurden die römischen Götter aber mit den olympischen Göttern der Griechen.

Abgesehen von Jupiter (der oberste Gott) und Juno (die Oberste Göttin) gab es keine bestimmte Rangfolge unter den Göttern. Dennoch gibt es eine Stelle in historischen Texten, wo von Livius Paare männlicher und weiblicher Gottheiten genannt werden:

  • Jupiter – Juno
  • Neptun – Minerva
  • Mars – Venus
  • Apollo – Diana
  • Vulcanus – Vesta
  • Merkur – Ceres

In einer anderen Stelle dieser Texte gibt Ennius folgende Reihenfolge an:

  • Juno
  • Vesta
  • Minerva
  • Ceres
  • Diana
  • Venus
  • Mars
  • Merkur
  • Jupiter
  • Neptun
  • Vulcanus
  • Apollo.

 

Die folgende Tabelle orientiert sich an Livius:

Römischer Name

Griechischer Name

Verwandtschaftsbeziehungen zu anderen Göttern, Funktion, Besonderheiten

Attribute

Bild

Jupiter Zeus Göttervater, zuständig für Blitz, Donner und Luft
jüngster Sohn des Saturn und der Ops
Bruder von Neptun, Pluto, Juno und Ceres
Vater von Minerva, Apollo, Diana, Mars, Venus, Merkur, Bacchus, Hercules etc.
Himmelskörper: Planet Jupiter

Adler

Blitzbündel

Zepter

Juno Hera Familien-Göttin, zuständig für Hochzeit, Mutterschaft und Geburt
Helferin in den Nöten der Entbindung
Mutter von Mars, Vulcanus etc.
Schwester und eifersüchtige Gemahlin des Jupiter

Pfau

Kuckuck

königliche  Kopfbinde

Granatapfel

Neptun Poseidon Gott des Meeres (hier Mittelmeer), der Erdbeben und Pferde
älterer Bruder des Jupiter
verheiratet mit Amphitrite
Vater des Triton
bei der Teilung der Welt erhielt Jupiter den Himmel, Pluto die Unterwelt und Neptun die Erde und den Ozean

Dreizack

Streitwagen

Delfin

Minerva Athene jungfräuliche Göttin der Weisheit, Schutzherrin der Helden, der Städte, des Ackerbaus, der Künste und Wissenschaften, des Handwerks, des (strategischen) Krieges und des Friedens
Tochter des Jupiter und der Metis
Helm

Schild

Lanze

Eule

Mars Ares Gott des zerstörerischen Krieges und der Schlachten
Liebhaber der Venus
ehelicher Sohn des Jupiter und der Juno
Himmelskörper: Planet Mars

Fackel

Hund und Geier

Schwert

Schild

Helm

Venus Aphrodite Göttin der Liebe und Schönheit
Tochter des Jupiter
(Adoptiv-) Tochter (von Dione)
Gemahlin des Vulcanus
Himmelskörper: Planet Venus

Schwan

Gans

Taube

Muschel

Gürtel

Spiegel

Myrte

Apfel etc.

Apollo Apollon Gott der Poesie, des Lichtes, der Mäuse, der Pest und der Prophetie
Musenführer
gleichgesetzt mit Phoebus (Sonnengott)
Sohn des Jupiter und der Titanin Leto
unverheiratet, Vater des Asklepios
Zwillingsbruder der Diana
Himmelskörper: Sonne

Saiteninstrument

Kithara

Pfeil und Bogen

Diana Artemis Jungfräuliche Göttin der Jagd und des Mondes (zusammen mit Luna)
Tochter des Jupiter und der Leto
Zwillingsschwester des Apollo (Apollo = Sonnengott, Diana = Mondgöttin)
nie verheiratet, frei und kinderlos
Himmelskörper: Mond

Pfeil und silberner Bogen

Köcher

Wermutkraut

Hirschkuh

Mondsichel

Vulcanus Hephaistos Gott der Vulkane, des Feuers und der Schmiedekunst
Sohn der Juno (in Parthenogenese gezeugt)
von seiner Mutter vom Olymp geschleudert und lahmt seitdem
von Jupiter mit Venus verheiratet, die ihn mit Mars betrog

Schmiedehammer bzw. -zange

Beil

Pilos

(Handwerkerkappe)

Vesta Hestia Göttin des Herdfeuers und der Familieneintracht
unverheiratete Jungfrau
trat zurück, nachdem Bacchus in den Kreis aufgenommen wurde
Vesta ist ein Kind von Uranos und Terra. Sie hatte 5 Geschwister
Palladion
Merkur Hermes Gott der Diebe, des Handels und der Reisenden. Götterbote
Sohn des Jupiter und der Nymphe Maia
Vater des Pan, des Daphnis, des Hermaphroditos, des Abderos und des Autolykos
Himmelskörper: Planet Merkur

Petasos oder Flügelhelm

Hermesstab

Flügelschuhe

Ceres Demeter Erdgöttin, Muttergöttin, Fruchtbarkeitsgöttin
dreifaltige Göttin in verschiedenen Manifestationen: Jungfrau, Mutter oder Alte Frau
unverheiratete Schwester und Geliebte des Jupiter
in der Kunst eng verbunden mit ihrer Tochter Proserpina und deren Gatten Pluto

goldener Ährenkranz

Fackel

Korb mit Pfirsichen oder Blumen

Labrys (Doppelaxt)

Weitere römische Götter

* Acca Larentia: Amme von Romulus und Remus

* Aeolus: Gott der Winde, gr. Aiolos

* Aesculapius: Gott der Heilkunst, gr. Asklepios

* Alemonia: Sie soll das ungeborene Kind nähren, dass es voll entwickelt geboren werden kann.

* Amor: Gott der Liebe, gr. Eros

* Anna Perenna: Göttin des Frühlings und des jungen Jahrs

* Aurora: Göttin der Morgenröte, gr. Eos

* Bona Dea: Göttin der Fruchtbarkeit, Heilung, Jungfräulichkeit und Frauen

* Cardea: Göttin der Gesundheit, der Schwellen, der Türscharniere und der Türgriffe

* Carmenta, Nicostrata: Göttin der Weissagung und der Geburt

* Carna: Göttin des Herzens und der inneren Organe

* Consus: Gott der eingebrachten Ernte

* Dea Dia: Göttin des Wachstums

* Faunus: Gott der Wälder und Weiden, gr. Pan

* Feronia: Frühlings- und Erdgöttin

* Flora: Göttin der Blumen und Blüten

* Fons: Gott der Quellen, Brunnen und fließenden Gewässer

* Fortuna: Göttin des Glücks und des Zufalls, gr. Tyche

* Furien: die Rachegöttinen oder griechisch Erinyen

* Furrina: Göttin der Diebe

* Hercules: Heil- und Orakelgott, Beschirmer der Sportstätten

* Ianus: zweigesichtiger Gott des Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge, der Türen und der Tore

* Laverna: Schutzgöttin der Diebe und Betrüger

* Levana: Schutzgöttin der Neugeborenen

* Luna: Göttin des Mondes, gr. Selene

* Maia: Mutter des Hermes, gr. Maia

* Ops: Gattin des Saturnus, Mutter von Jupiter, gr. Rhea

* Pales: Göttin der Weide und der Hirten

* Picus: Gott der Felder und Wälder, Sohn des Saturnus

* Pluto: Gott des Reichtums und Herrscher der Unterwelt

* Pomona: Göttin des Obstsegens

* Portunus: Gott der Häfen

* Proserpina: Göttin der Erneuerung und Herrscherin der Unterwelt

* Quirinus: Gott der Quelle

* Robigus: Gottheit der Getreidekrankheiten wie Getreiderost

* Saturn: Gott des Ackerbaus (Vater Jupiters), gr. Kronos

* Silvanus: Gott der Hirten und Wälder

* Sol: Sonnengott, gr. Helios

* Tellus: Gottheit der mütterlichen Erde, gr. Gäa

* Veiovis: „Anti-Jupiter“, Jupiter der Unterwelt, Gott der Sühne und der entlaufenden Verbrecher

* Vertumnus: Gott des Wandels und der Veränderung

* Volturnus: Gott des Wassers und der Flüsse

Geisterwesen

* Genius: persönlicher innerer Geist eines Mannes, der ihm die Zeugungsfähigkeit verleiht

* Laren: Schutzgötter oder Schutzgeister bestimmter Orte und Familien

* Penaten: Schutzgötter der Vorräte

* Manen: Geister der Toten, auch einige Unterweltgeister

* Lemures, Larvae: Geister von Verstorbenen

Personifikationen

* Aeternitas: (Ewigkeit)

* Aequitas: (Abwägen; im weitesten Sinne Gerechtigkeit)

* Antevorte: (Zukunft)

* Clementia: Personifikation der Großmut

* Concordia: (Eintracht)

* Dea Tacita: (Tod; wörtlich ins Deutsche übersetzt: „verschwiegene Göttin“)

* Discordia: (Zwietracht)

* Fama: (Gerücht)

* Felicitas: (Glück)

* Fides: (Treue)

* Fortuna: (Glücks- und Schicksalsgöttin)

* Honos: (Ehre)

* Iustitia: (Gerechtigkeit)

* Juventas: Göttin der Jugend

* Libertas: (Freiheit)

* Nox: (Nacht, gr. Nyx)

* Pax: (Frieden)

* Pudicitia: (Schamhaftigkeit)

* Roma: (Personifikation der Stadt Rom)

* Salus: (Wohlergehen)

* Spes: (Hoffnung)

* Coelus: Sternbild Caelum (Personifikation des Himmels, gr. Uranos)

* Virtus: (Tapferkeit)

* Victoria: (Sieg)

Fremde Götter

* Bacchus: Gott des Weines – gr. Dionysos

* Magna Mater: Göttermutter, gr. Kybele

* Mithras: Personifizierung der Sonne

* Isis: Göttin der Toten

* Seth: Gott des Chaos, Wüstengott

* Serapis: Gott der Fruchtbarkeit

Kult

Der Kult sah die Opferung von Tieren, Pflanzen und anderen Dingen vor. Hierbei musste der Ritus genau beachtet werden, da jeder Fehler den Zorn der Gottheit hervorrufen könnte und nach einem Sühneopfer erneut vollzogen werden musste. Bereits ein Versprecher im Text reichte aus, um Gefahren heraufzubeschwören. Eine wichtige Rolle spielten auch Vorzeichen und Weissagungen. Diese waren teils mit den Opfern verknüpft; so wurde z. B. aus den Organen der geopferten Tiere herausgelesen, ob die Götter ein Vorhaben begünstigten. Auch die Beobachtung des Vogelflugs diente diesem Zweck. An der Spitze der Priester stand der Rex sacrorum, die Pontifices, in welchen die Flamines zusammengefasst waren und die Vestalinnen. Neben den genannten gab es noch zahlreiche Kollegien (Auguren, Haruspices, Quindecimviri, Septemviri) und Kultvereine (Arvalbrüder, Fetialen, Luperci, Salier, Titier, Augustales Claudiales, Augustales Flaviales, Augustales Hadriani, Augustales Antoniani).

Hauskult

Auch der Wohnsitz und das Haus der römischen Familie waren Orte, an denen Riten vollzogen wurden.

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